Stollenanlage "Bergkristall"
Während des 2. Weltkriegs wurde in St. Georgen/Gusen unter höchster Geheimhaltung eine unterirdische Fabrik zur Fertigung von Düsenjägern gebaut. Dies ist ein düsteres Kapitel der jüngeren Geschichte, denn erbaut wurde die Stollenanlage von den Insassen der nahegelegenen KZ-Lager von Gusen I und II. Nach den Berichten von Überlebenden entstand die Anlage unter unsäglichen Mühen und Qualen, wobei viele Häftlinge aus nichtigen Anlässen an Ort und Stelle erschossen oder erschlagen wurden oder an Entkräftung starben. Es arbeiteten auch zwangsverpflichtete zivile Arbeiter hauptsächlich aus den Ostgebieten mit und bei der Produktion der Düsenjäger halfen auch Spezialisten aus den Messerschmittwerken. Zeitweise (Herbst und Frühjahr) arbeiteten hier etwa 10.000 Menschen gleichzeitig.
Die Stollenanlage hatte eine Gesamtlänge von 38 km, an drei Portalen konnten Güterzüge hineinfahren. Die Portale wurden zur Sandgewinnung inzwischen abgebaut. Die russische Besatzung hatte nach dem Krieg versucht, die ganze Anlage mit Fliegerbomben zu sprengen. Es gelang nur sehr unvollständig. Die gesamte Anlage war dadurch baufällig und eine Begehung war lebensgefährlich. Lediglich teilweise eingestürzte ehemalige Lüftungstürme aus Stahlbeton sind oberhalb der Sandgasse sichtbar.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde ein Großteil der Stollenanlage saniert bzw. befüllt, um weitere Einstürze zu verhindern!